Bessere Gitarrenaufnahmen: So klingen deine Riffs kraftvoll und dynamisch
Du möchtest Gitarren aufnehmen, die in deinem Mix genauso beeindruckend klingen wie bei Profis? In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit cleveren Techniken kraftvolle und dynamische Gitarrenaufnahmen machst – egal, ob du Akustik- oder E-Gitarren einspielst.
Lesezeit ca. 6 min
Einfache Tricks für A- und E-Gitarrenaufnahmen, die den Sound spürbar verbessern
1. Vorbereitung: Stimmt die Basis?
Bevor du die Aufnahme startest, frag dich: Ist deine Gitarre in Topform? Eine schlecht gestimmte oder nicht optimal intonierte Gitarre kann jede Aufnahme ruinieren. Achte darauf, dass die Saiten frisch sind und die Gitarre sauber gestimmt ist.
Ein oft übersehener Punkt: die Spieltechnik. Spielst du sauber und präzise? Deine Performance macht den größten Unterschied. Bereite dich gut vor und übe deine Parts, bevor du auf „Record“ drückst.
Je weniger Fehler später im Schnitt oder beim Mix korrigiert werden müssen, desto besser wird das Endergebnis klingen.
2. Mikrofonpositionierung bei Akustik-Gitarren
Hast du gewusst, dass die Mikrofonposition den Klang deiner Akustikgitarre massiv beeinflusst? Viele stellen das Mikrofon direkt vor das Schallloch – das ist ein häufiger Fehler! Warum? Dort entsteht oft ein dumpfer Klang, der sich später nur schwer im Mix platzieren lässt.
Besser: Richte das Mikrofon leicht versetzt auf die Stelle, wo Hals und Korpus aufeinandertreffen (meist am 12. Bund). Das sorgt für einen ausgewogenen, klaren Sound. Probiere verschiedene Winkel und Abstände (z. B. 30 cm) aus – ein paar Zentimeter mehr oder weniger können einen großen Unterschied machen. Letztlich ist auch der musikalische Kontext entscheidend, in dem deine Gitarre später im Mix zu hören sein wird. Frage dich bei der Mikropositionierung, ob der Klang der Gitarre auch zu deinem Arrangement passt. So musst du später den natürlichen Sound deiner akustischen Gitarre nicht nachträglich mit einem EQ stark manipulieren, damit sie in den Mix passt.
Pro-Hack: Du kannst deine A-Gitarre auch mit mehreren Mikrofonen aufnehmen. Richte z. B. eines mehr auf das Schallloch, um die warmen und tieferen Töne aufzunehmen und eines am 12. Bund für mehr natürlich klingende Griff- und Saiten-Geräusche. Es gibt auch experimentellere Formen, bei dem du das zweite Mikro mit etwas Abstand hinter deinem Rücken platzierst. Probiere selbst aus, was für dich am besten klingt. Beachte dabei immer den Kontext, in dem deine Gitarre später zu hören sein wird. Und wie jeder Multimikrofonierung: achte auf die Phasenlage!
3. Die richtige DI-Aufnahme für E-Gitarren (und A-Gitarren)
Spielst du E-Gitarre und möchtest möglichst flexibel bleiben? Dann nimm zusätzlich zu deinem Verstärkersignal (via Mikrofonabnahme) auch ein DI-Signal (Direct Input) auf. Dieses Signal kommt direkt aus der Gitarre und ist somit sehr clean. Das gibt dir die Freiheit, den cleanen DI-Sound später mit Verstärker-Plugins oder Re-Amping nach deinen Wünschen zu verändern. Außerdem erhältst du so zwei unterschiedliche Aufnahme-Signale, mit denen du später deine Gitarre fetter klingen lassen kannst (vgl. 5.).
Um per DI aufzunehmen schließe deine E-Gitarre an den DI-Eingang deines Interfaces an. Viele Audio-Interfaces nennen diesen auch „Instrumenten-Eingang“. Über ein einen weiteren Mikrofonkanal nimmst du deinen Amp ab. Achte darauf, dass das Signal beider Eingänge nicht zu leise oder zu laut ist. Der optimale Pegel liegt bei -12 bis -6 dB. Wenn du beide Aufnahmen von DI und Amp zusammen anhörst, stellst du vielleicht fest, dass der Sound eher dünn, als fett klingt. Das liegt daran, dass beide Spuren minimal zeitversetzt aufgenommen worden sind und daher noch nicht Phasen-kongruent sind. Die zeitliche Verzögerung entsteht zwischen Amp und Mikrofon. Die Phase korrigierst du, indem du die DI-Aufnahme mit einem Mixing-Tool etwas verzögerst oder die Phase um 90° drehst.
Im Übrigen kannst du die Kombi-Aufnahmetechnik mit DI und Mikro auch bei Akustik-Gitarren anwenden, sofern die Gitarre einen entsprechenden Ausgang hat.
Pro-Hack: Wusstest du, dass du auch E-Gitarren wie eine Akustikgitarre direkt mit einem Mikrofon abnehmen kannst? Zusätzlich zu deiner DI/Amp-Aufnahme verwendest du ein Mikro, mit dem du vorwiegend die Strumming-Geräusche beim Spielen aufnimmst. Verwende diese Technik, wenn du deinem E-Gitarre-Sound im Mix mehr Attack und reichere Anschlaggeräusche verleihen möchtest.
4. Verstärker oder Plugins? Was klingt besser?
Nun, beide haben ihre Stärken und Schwächen. Ein echter Verstärker bietet oft einen organischen, warmen Klang, während Plugins extrem flexibel sind. Wenn du mit einem echten Amp aufnimmst, achte auf die Mikrofonplatzierung: Richte das Mikrofon auf die Mitte der Lautsprechermembran (Kalotte) für einen klaren, direkten Sound. Willst du mehr Wärme? Dann positioniere das Mikrofon leicht seitlich. Auch der Winkel und Abstand des Mikrofons zum Lautsprecher verändert den Sound entsprechend.
Plugins sind ideal, wenn du keinen oder nur einen schlecht klingenden Verstärker zur Hand hast oder leise aufnehmen musst. Viele moderne Amp-Simulationen klingen mittlerweile erstaunlich realistisch. Letztlich ist es auch eine Budgetfrage, da Plugins wesentlich günstiger sind als gleichwertige analoge Amps. Plugins benötigen hingegen mehr Rechenleistung.
5. Doppeln von Gitarrenspuren für mehr Druck
Hast du dich schon mal gefragt, wie professionelle Produktionen so fett klingen? Das Geheimnis: gedoppelte Gitarrenspuren. Spiele denselben Part mehrmals ein und panne die Spuren unterschiedlich (z. B. eine Spur nach links, die andere nach rechts). Wenn vorhanden, kannst du für einen volleren Sound auch zwischen verschiedenen Gitarren für die Dopplungen wechseln.
Achte bei den Gitarren-Aufnahmen darauf, dass du möglichst ähnlich spielst. Denn entscheidend beim Doppeln ist vor allem, dass die Gitarren-Anschläge der einzelnen Aufnahmen direkt übereinender liegen. Tun sie es nicht, klingen die Gitarren unpräzise, verwirrend und verwaschen. Wenn es dir schwer fällt, die Gitarre mehrmals gleich einzuspielen, nimm mit DI und Amp auf und panne die Spuren entsprechend.
Warum sollte ich doppelt bzw. mehrfach Aufnehmen, statt einfach Spuren in der DAW zu kopieren? Weil kleine Variationen in deinem Spiel für einen natürlichen, breiten Klang sorgen. Wenn Spuren identisch sind, was beim Kopieren der Fall ist, werden die Gitarren lediglich lauter, was auch über den Volume-Regler erreicht werden kann. Außerdem stellt sich beim Panning kein fetter Stereo-Effekt ein.
Zusammenfassung
Für kraftvolle und dynamische Gitarrenaufnahmen brauchst du nicht unbedingt High-End-Ausrüstung – die Aufnahme-Methode und die Performance haben hingegen einen viel größeren Einfluss auf den Sound. Hier die wichtigsten Punkte:
- Vorbereitung ist alles: Stimm deine Gitarre und spiele sauber.
- Akustikgitarre: Experimentiere mit der Mikrofonposition und mit Multimikrofonierungen, um den besten Klang zu finden
- E-Gitarre: Nimm zusätzlich ein DI-Signal auf, um flexibel zu bleiben.
- Doppeln: Mehrfach eingespielte Spuren sorgen für mehr Breite und Druck.
Mach dich an die Arbeit und probiere diese Tipps aus. Mit etwas Übung klingen deine Gitarrenaufnahmen bald genauso beeindruckend wie in deinen Lieblingssongs!